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Die Breslauer hatten Angst, daß wir nicht verhungern. Überhaupt die Breslauer: so etwas Liebenswürdiges, Reizendes habe ich nicht bald gesehen.
Als wir zum Schloßplatz kamen, waren wir vollständig heiser gebrüllt. Und auf einmal hieß es: „Ruhe, nicht mehr rufen, nicht mehr winken. Wir kommen zur Tribüne. Mein Gott, weiter gehen wir, schön ausgerichtet. „Führer rechts.“
Auf einmal, ganz präzis- als hätte jemand kommandiert- fliegen Hände in die Luft, und „Heil, heil, heil“ reißt es sich aus den deutschen Herzen, ihren Führer zu grüßen. Erschütternd war er, dieser Schrei. Wir gehen immer weiter, jetzt ist er ganz nahe, lächelt, grüßt, und seine Augen umfassen dieses sudetendeutsche Elend mit einem Blick der überströmt von Liebe!! Wir gehen immer weiter: jetzt-jetzt ist es möglich? vorüber, vorbei!!
Vorbei? das ist doch nicht denkbar, wir denken das auch gar nicht zu Ende. Hinter uns sagt ein SA zu den Mädels:
„Der Führer steht rechts, geht nur näher heran, vielleicht gibt er Euch die Hand!“
Und obzwar das für uns schon nicht mehr gilt, wir sind schon längst vorüber, drehen wir um, laufen zurück, ganz aus der Reihe, zu IHM hin, an die Tribüne – strecken die Hände zu ihm hinauf, die nassen Gesichter zu ihm gewendet, werden von den anderen gestoßen, gedrängt, wanken nicht von unserem eroberten Platz, und schreien, brüllen dieses „Heil“
wie von Sinnen zu ihm hinauf. In seinen Augen glänzen Tränen, Mimi, Tränen für uns!!
Er beugt sich herunter und reicht uns beide Hände! Mimi, staune mich an, ich habe diese eine Hand erfassen dürfen, ich habe sie gedrückt!!! Wir singen den Sängergruß...
Dann müssen wir doch weiter. Durch Staub und Tränen sehe ich alles wie durch einen Schleier.- Und jetzt höre ich erst um mich ein Jubeln und Heil-rufen. Tausende stehen da und sehen sich den Festzug an, und möchten uns trösten.
Dann geht es weiter, weiter, und um 5 Uhr ist alles vorbei.
Jetzt beginnt ein Gedränge, Geschiebe, der Hunger macht sich bemerkbar und jeder will noch etwas zu essen haben. Natürlich geht alles glatt und bis heute ist es mir unerklärlich, wie die Breslauer mit fünfhunderttausend hungrigen Mäulern so verhältnismäßig rasch fertig geworden sind.
Am Abend ist Abschiedsabend der Tiroler im Gauhaus. Es kommt uns so unmöglich vor, sich plötzlich von diesen herrlichen Menschen zu trennen, so unsinnig. Um ein Uhr nachts geht ihr Zug und wir gehen mit auf den Perron. Abschied, Abschied von dieser Tiroler Treue, von den aufrichtigen Berglern zu nehmen, ist unerträglich! Auch das ist vollbracht! Ein letztes Händeschütteln, ein letzter Blick in Tiroler Braunaugen, die unglaublich lieb sein können- und Sudetenland schläft seinen Herzensgram in der geliebten Yorkschule aus!
Vom nächsten Vormittag bleibt nicht viel, ehe wir alles geordnet haben, geht unser Zug zurück: Ins harte Leben.
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