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Ja, so verging mit lauter Bummeln die Zeit und der Samstag war da, an dem es hieß: um drei Uhr Abmarsch zur Friedenswiese, auf der die große Sängerkundgebung stattfinden sollte. Mein Gott, diese Menschheit! Die bunten Trachten und oben, rings um die ganze Wiese herum, hinter den
letzten Sitzreihen, Fahne an Fahne der tausend Sängergauen, in ihrer Vielfärbigkeit!
Es war vier Uhr, als wir uns lagerten, und um acht Uhr sollte die Festlichkeit, die Kundgebung beginnen, sollte der Führer eintreffen. Den Rednerturm sahen wir genauso winzig wie die Führertribüne bei der Olympiade und wir waren zuerst ein wenig enttäuscht, denn wir hatten uns vorgestellt, IHN doch ein wenig näher zu sehen. Vorläufig mußten wir in der prallen Sonnenhitze vier Stunden lang teils stehen, teils im Gras sitzen und die Trachten bewundern.
Dann entlockten wir einem Schupo, auf welcher Seite der Führer ankäme, um ihn wenigstens beim Vorbeifahren deutlicher zu sehen. Er empfahl uns die Erkletterung eines Gittertores. Zur gegebenen Zeit, d.h. schon um viertel vor acht hingen wir, müde und von der Sonne verbrannt, aber glückselig an den Gittern und schauten über die dichtgedrängte Menge jenseits des Gitters hinweg, weit die Straße hinunter. Und plötzlich hörten wir ganz in der Ferne ein Brausen, ein immer näher kommendes, dumpfes Dröhnen, das wir aus dem Funk so gut kannten, wenn der Ansager meldete: „Von weitem sehen wir den Wagen des Führers und sie können die begeisterte Menge hören, die ihm zujubelt.
Ja, Mimi, genau so war es. Dann- dann kam langsam ein Wagen dahergefahren und drinnen stand, die Hand am Gruß erhoben, stramm, gerade, hoch – ER !! Ganz langsam fuhr er vorbei, ganz nahe sahen wir ihn, und ein Jubel rings um uns, ein Jubel!! Langsam sahen wir ihn verschwinden, rasch sprangen wir vom Gitter, hinein gings auf unseren Platz, um nun die Einfahrt in die Friedenswiese zu sehen. Sehr, sehr weit
zwar, aber jetzt- jetzt waren wir zufrieden, jetzt hatten wir ihn gesehen! Wieder war es ein Uhr, als wir unsere Yorkschule betraten und doch hieß es um acht Uhr gestellt in der Straße, wo sich alle Sudetendeutschen zum großen Festzug versammelten.
Wir waren eine stattliche Reihe (20.000) und hatten eine Tafel mit der Aufschrift Sudetenland. Drei Stunden standen wir in der langen Straße und mußten warten, ehe wir in den langen Festzug aufgenommen wurden. Um elf Uhr kam Befehl: Ordnen und in Sechserreihen aufstellen.
Wir waren schon höllisch aufgeregt. Dann kam der Befehl durch: Taschentücher heraus und winken, alles andere ist untersagt. Es seien bereits an die 100 Spitzel festgenommen worden, es sei zu gefährlich. Wir waren mit allem einverstanden: nur schon losgehen sollte es! Und es ging!!! Mimi, Tausend Jahre könnten keine Sekunde diese Festzuges vergessen machen! Gibt es etwas auf Erden, das dieser Seligkeit gleichkommt? Einen Festzug durch eine deutsche Stadt mitzumachen?
Breslau war geschmückt, daß man vor lauter Girlanden und Bändern keine Häuser sah. Das lebendige Breslau war in den Straßen, hing aus den Fenstern heraus. Und jubelte uns zu!!!
Wir schrien und winkten, als wären wir gar nichts anderes mehr als eine einzige mächtige Stimme, die die Dankbarkeit für fünf Tage deutsch sein dürfen hinausschreien müßte in die Welt! Abwechselnd sangen wir Volkslieder und wo der Zug ein wenig hielt, prasselte es auf uns herunter:- Bonbons, Keks, Schokolade, was Du Dir nur denken kannst.
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